Lohnt sich ein Smoking?
Ein echter Gentleman hat für jede Gelegenheit das passende Outfit im Schrank. Bei großer Gala heißt das natürlich: Frack. Wenn es etwas weniger förmlich werden soll, darf es ausnahmsweise auch mal der Smoking sein. So war es jedenfalls früher einmal. Dazu kamen so hochtrabende Regeln wie: ein Gentleman trägt nie Gold nach Einbruch der Dunkelheit. Diese teils bis ins kleinste Detail definierten Dresscodes machten es noch vor Jahrzehnten ziemlich schwierig. Da war ein absolut unverzeihlicher Fauxpas schnell begangen.
Nun ja, es gab immer einzelne, die davon abwichen und damit durchkamen. So trug der für seine modischen Eskapaden berühmte – und aufgrund seiner politischen Einstellung nicht ganz unumstrittene - Duke of Windsor, ehemals König Edward VIII., unbekümmert Frackweste zum Smoking, Kummerbund zum Frack – und auf mindestens einem Bild sogar rotbraune Wildlederschuhe zum Cutaway. Aber mit derart kühnen Experimenten konnte sich eben nur jemand blicken lassen, der sonst in grob karierten gelben Sportsakkos oder bunten Pullovern seinen eigenen Modetrend kreierte. Ein weniger prominenter Träger hingegen setzte sich schon mit kleinsten Verfehlungen ins gesellschaftliche Abseits.
Nun, die Zeit der großen Galaempfänge ist vorbei, und die große Robe bleibt zumeist im Schrank. Und gerade hiermit begann der kometenhafte Aufstieg eines Kleidungsstücks, das eigentlich mehr Bequemlichkeit bringen sollte. Denn eigentlich war es nur die Aufgabe des Smokings (der übrigens nur in Deutschland so heißt – die Engländer bleiben beim Dinnerjacket, die Amerikaner beim Tuxedo) einen gewissen Grad an Förmlichkeit aufrecht zu erhalten und sich dabei trotzdem noch ungehindert bewegen zu können. Immerhin waren Frackwesten damals noch durchgehend geschnitten, die Hemden schwer gestärkt und die Stoffe schwere Wolle. Der Smoking löste dieses Dilemma und wurde mit der Zeit zum Inbegriff der Eleganz.
Anfangs war es eine sehr verbreitete Variante, den Smoking mit weißer Frackweste und weißer Fliege zu tragen. Heutige puristische Vertreter der klassischen Herrenmode wettern gerne gegen diese Unart, aber Bilder aus den goldenen 50'er und 60'er Jahren zeigen, dass es sich nicht um modische Extravaganz einzelner, sondern eine voll akzeptierte Trageweise handelte.
Die absolut korrekte Variante lautet klassischerweise: Smoking in schwarz, Fliege auch, Einstecktuch weiß. Dazu eine schwarze Smokingweste mit eigenem Revers. Der statt dessen verbreitetere schwarze Kummerbund ist manchen Traditionalisten schon wieder zu informell.
Das Hemd hat ursprünglich Doppelmanschetten, eine gefältelte Brust und einen Kentkragen. Wenn Sie allerdings heute im Kaufhaus nach einem Smokinghemd Ausschau halten, hat es statt der Brustfalten fast immer eine schlichte verdeckte Knopfleiste und statt dem Kent- einen Kläppchenkragen. Es versteht sich von selbst, dass man diesen immer nur mit einer Fliege, nie mit Krawatten, tragen sollte.
Aber warum sollte man in einer Zeit, in der manche in Shorts in die Oper gehen, zu Abendgarderobe greifen? Ganz einfach: es sieht besser aus. Es muss ja gar nicht mal immer gleich der Frack sein. Obwohl: wer einmal einen gut sitzenden Frack an hatte, wird es unbedingt wieder wollen. Der Gesamteindruck verändert sich völlig – und ebenso Körperhaltung, Gesichtsausdruck und Stimmung. Etwas eingeschränkter gilt das auch für den Smoking. Der extreme Kontrast von schwarz und weiß lässt Sie aus dem Alltag heraustreten und Glamour ausstrahlen.
Ganz so streng brauchen Sie das natürlich alles nicht mehr sehen. So kann etwa eine rote Weste mit passender Fliege sehr modisch aussehen. Und die Variante, die schwarze Fliege durch eine schlichte schwarze Krawatte zu ersetzen, hat es mittlerweile bis zu Fernseh-Galas und Oscar-Verleihungen geschafft.