Krawatte einmal anders
Schlips ja – Kragen nein?
So schmückend die Krawatte auch ist, sie hat manchmal den Ruf, etwas konservativ zu sein. Nicht immer trifft diese Einschätzung zu.
Unsere Wahrnehmung der schmucken Halsbinde ist geprägt von der klassischen Tradition. Die Herrenmode englischer Prägung mit ihren klassischen zwei- bis dreiteiligen Anzügen in gedeckten Farben ist zweifelsfrei elegant. Sie vermittelt zudem im beruflichen Bereich eine hohe Professionalität. Ein dunkelgrauer Anzug mit oder ohne Nadelstreifen, dezent und gentleman-like über der gleichfarbigen Weste zugeknöpft, dazu ein weißes Hemd mit Kentkragen. Diesen ziert nun eine Regimental aus matter Seide. Diese Kombination ist klassisch, „bespoke“, wie der Engländer sagen würde, und sieht eigentlich immer gut aus. Nur leider auch ein wenig spießig.
Sieht man die Seidenkrawatte allerdings nur als leider unverzichtbaren Bestandteil einer Businessuniform oder als Relikt vergangener Tage, tut man dem Binder bitter Unrecht. Auch die Designer unserer Tage mögen das Kleidungsstück, und sie geheen teilweise sogar so weit, den Langbinder völlig von seiner Funktion mit dem Anzug zu befreien.
Krawatte zu tragen, ist ein Weg, Individualität zu beweisen. Man muss sie sich nicht gleich wie Rambo um den Kopf binden (Wer von uns hat das in zartem Kindesalter noch nicht ausprobiert?), auch um den Hals getragen kann sie ausgesprochen modern und unkonventionell wirken.
Sportsakkos und Tweed sind nun, zu Beginn der kalten Jahreszeit, wieder schwer im Kommen. Am besten passen dazu nach wie vor schlichte britische Streifen. Allerdings können Sie, wenn Sie es wagen, diese Saison die guten Stücke auch mit Jeans kombinieren. Es muss nicht immer Seide sein. Eine wollene oder gestrickte Krawatte wirkt noch ein wenig informeller.
Das ist Ihnen für die Party am Abend immer noch zu altmodisch? Kein Problem. Nehmen Sie ein Paar enge Jeans (dürfen ruhig etwas stylischer sein) und kombinieren Sie sie mit einem Hemd. Gerne darf es einen Haifischkragen oder gar einen jener Freizeitkrägen haben, die sich gar nicht mehr schließen lassen. Besonders lässig wirkt Knitteroptik. Den obersten Hemdknopf lassen Sie selbstbewusst offen. Das Hemd lassen Sie locker aus der Hose hängen. Die Ärmel können Sie ein wenig aufkrempeln. Ihr Gürtel sollte allerdings dennoch zu Ihren Schuhen passen. Nun binden Sie Ihre Krawatte – am besten ein einfarbiges Modell – etwas kürzer als üblich. Ziehen Sie sie nicht bis an den Hals zu, sondern lassen Sie sie cool unter dem offenen Kragen hängen.
Als Knoten wählen Sie einen klassischen doppelten Windsor. Wenn der Knoten schon nicht unter dem Kragen verschwindet, darf er wenigstens etwas hermachen. Ein junger Look, sicherlich. Und er eignet sich besser für die Disco als das Büro. Elegant und modisch, geradezu laufstegtauglich ist diese Kombination trotzdem. Wird es Ihnen in Hemdsärmeln zu kühl, ziehen sie einen Blazer oder ein dunkles Sportsakko darüber. Oder, wenn Sie es nicht so förmlich mögen, einen Cardigan. Dieser Stil erinnert an Collegemode und Schuluniformen, liegt zudem absolut im Trend der New Classic mit ihrer Rückbesinnung auf traditionelle Herrenmode in ungewöhnlichen Kombinationen. Kollektionen wie die von Roy Robson oder Michael Bastian sehen gar die klassische Fliege zum karierten Holzfällerhemd als machbar an – in diesem Fall allerdings mit korrektem Jackett darüber.
Gut geeignet für diese Art der Outfitauffrischung sind übrigens schmale Krawatten in Uni-Kombinationen oder sogar elegantem schwarz.