Der Blazer
Eleganz zwischen Uniformjacke und Sakko
Ein kalter Wind wehte, als die britische Königin Victoria 1837 die Fregatte HMS Blazer inspizierte. Natürlich wollte man sich dort trotzdem von der besten Seite zeigen. Deshalb ließ der Kapitän eine Uniformjacke anfertigen, die ein wenig festlicher war als gewohnt. Unbeabsichtigt schuf er damit einen Klassiker. Denn die neue Jacke kam gut an. Andere Schiffe übernahmen das Design. Eine nette Geschichte – wenn auch leider ncht belegt. Fest steht jedenfalls, dass die charakteristische Jacke - damals noch in Schwarz statt des heute üblichen Dunkelblaus – zuerst auf den Schiffen Ihrer Majestät auftauchte. Ihr Vorläufer war das „Reefer Jacket“, eine kurze zweireihige Jacke, die an Bord von Schiffen dann getragen wurde, wenn bei hartem Wetter etwa Segel einzuholen waren.
Vermutlich waren es Navy-Offiziere, die zuerst auf die Idee kamen, die markante Jacke auch im Privatleben zu tragen – allerdings bequem geschnitten und ohne Rangabzeichen. Dafür ersetzten Goldknöpfe die vorher aus schlichtem Horn gefertigten Knöpfe. Paradoxerweise ist es gerade diese Änderung, die den Blazer letztlich doch wieder fast als Teil einer Uniform wirken lässt. Herrenausstatter haben inzwischen eine große Auswahl nicht nur an Blazern in allen nur erdenklichen dunklen Blautönen, sondern auch an verschiedenen Knöpfen vorrätig. Denn standardmäßig werden die besseren Navy-Blazer nur mit Interimsknöpfen produziert, die der Träger dann durch seine eigenen ersetzen kann. Gerade alte Militärknöpfe werden auf Auktionen teilweise zu horrenden Preisen gehandelt. Und mancher alter Aristokrat trägt stolz sein Familienwappen als Knopf.
Zwar gibt es auch Knöpfe in anderen Farben als Gold, sie haben sich aber nie wirklich durchsetzen können. Nun gut, manchmal findet man eine Variante in Silber oder blauer Emaille.
Doch es gibt noch eine andere Tradition des Blazers. Die Clubjacken englischer Rudervereine waren einreihig geschnitten und wurden beim Sport getragen. Oftmals war das Revers andersfarbig abgesetzt. Manchmal waren sie sogar gestreift. Manche meinen sogar, der Begriff „Blazer“ leite sich daher ab, dass die feuerroten Jacken des Lady Margaret Boat Club des St. John's Colleges in Cambridge fast schon in den Augen gebrannt haben sollen („Blaze“ heißt soviel wie „Flamme“).
Durchgesetzt haben sich hingegen auch hier die dunkelblauen Vertreter, auch wenn andere Farben gerade bei Vereinen noch manchmal zu sehen sind. Einzige Ausnahme ist der berühmt-berüchtigte flaschengrüne Blazer des traditionsreichen Herstellers Brooks Brothers in New York. Dieses Kleidungsstück besitzt zwar für den Kenner einen hohen Wiedererkennungswert, ist aber auf den ersten Blick ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Oftmals trägt man in einem solchen Fall auch noch das Emblem seines Clubs oder Vereins auf der Brust, manchmal auch das einer Schule oder Hochschule. Aber Vorsicht: Sich den Blazer mit dem Emblem eines Colleges zu schmücken, das man nicht besucht hat, gilt als absoluter Fauxpas. Das gleiche gilt für die Wappen angesehener Clubs. Und hochstapeln hilft nicht. Im entscheidenden Moment wird immer jemand auftauchen, der sich „leider gerade nicht an sie erinnern kann“ und damit Ihre Angeberkarriere beendet.
Die Frage, wie denn ein Blazer zu tragen sei, lässt sich nur mit einer Gegenfrage beantworten: Wie denn nicht? Er ist ein Zwischenstück zwischen dem Anzug und Freizeitoutfit und wirkt dabei noch eine Spur förmlicher als ein Sportsakko. Klassischerweise kombiniert man die zweireihige Variante mit einer Hose in grauem Flanell, oder in weißer Baumwolle, aber nur, wenn man sich in der Nähe einer Küste befindet (Vorsicht: keine rote Hose – es sei denn, Sie sind Äquatorumsegler!). Klassischerweise passt dazu ein weißes oder blau gestreiftes Hemd, gerne mit einer dezenten Clubkrawatte oder einem Krawattenschal. Ein Poloshirt ist auch kein Problem.
Aber selbst zu Jeans macht der Blazer eine gute Figur und lässt sich so sogar bedenkenlos über einem T-Shirt tragen. Inzwischen haben manche Anbieter sogar Navy-Blazer aus schwerem Wollstoff im Programm. Sie wirken nicht mehr förmlich, sondern wie eine warme Marinejacke..