Das rockt, Baby - Ist der Männer-Rock im Kommen?
Was ist ein Rock? Nun, das Lexikon definiert ihn als „einröhriges Beinkleid“, das von der Taille abwärts getragen wird. Ein etwas angestaubtes Kleidungsstück für die Damenwelt, oder?
Nun, hin und wieder sieht man in Großstädten Männer, die diese klare Zuordnung in Frage stellen – und damit zum Teil alles andere als unmännlich aussehen. Wohlgemerkt, es geht hier nicht um jene, die sich in Kleidung des anderen Geschlechts wohlfühlen, sondern um einen ausgesprochen individuellen Herren-Trend, der sich doch deutlich von der vergleichbaren Damenmode unterscheidet. Die Schnitte der Herrenröcke sind härter, maskuliner. Schnallen, Nieten und breite Gürtel haben sich von der Gothic-Mode an ausgebreitet.
Nun, so absurd ist die Sache nicht. Schließlich waren noch in der frühen Neuzeit die Kleidungsschnitte ein ganzes Stück androgyner, als wir es heute wagen würden. Der Rock war bei unseren frühen Vorfahren in der Bronzezeit bis hin zu den späten Germanen ziemlich häufig anzutreffen. In etlichen Kulturkreisen, vor allem in Gebieten mit besonders warmem Klima, unterscheidet sich weibliche und männliche Mode auch bis heute nur minimal. So bekommt Man(n) zu einigen Tempeln auf Bali nicht einmal Zutritt, wenn man sich nicht zuvor in einen traditionellen Wickelrock hüllt.
In den schottischen Highlands, die ja nun auch nicht gerade als Synonym für Verweichlichung und Schönwetter gelten, wurde der in klassischem Tartan gemusterte Rock gar zum Symbol für Tradition und Nationalstolz. Auch in der traditionellen griechischen Volkstracht hat sich mit der Fustanella ein Männer-Rock erhalten.
Was immer noch ein seltener Hingucker auf unseren Straßen ist, hat sich in der Haute-Couture-Szene längst durchgesetzt. Jean Paul Gaultier machte den Anfang, Vivienne Westwood fertigte eine Rockkollektion für Herrn. Die Designerin Sandra Kuratle entwarf sogar jahrelang nur Herrenröcke, bis sie ihr Sortiment erst 2001 auf Hosen ausdehnte. In den 90'er Jahren war der Herrenrock vor allem in der Techno-Szene geradezu ein Trendkleidungsstück.
Und doch: wer als Mann Rock trägt, fällt auf, und das nicht zu knapp. Und gerade das sollten Sie zumindest im Berufsleben kleidungstechnisch eher vermeiden. Im Büro sind solche Extravaganzen fehl am Platz. Bleiben Sie hier lieber beim Anzug mit Krawatte – oder bei gepflegtem Business Casual.
Auch in der Freizeit ist dies ein extravaganter Look. Wenn Sie die entsprechende Beinfreiheit einmal versuchen möchten, werden Sie – außer über das Internet – derzeit noch am ehesten in Gothic- oder Punk-Fanläden fündig. Wählen Sie im Zweifelsfall ein eher schlichtes Modell. Ein Hingucker ist es auch so. Kombinieren Sie ihn klassisch mit einem weißen Hemd und einer schmalen Krawatte in blau.
Eine kleine Kuriosität am Rande: Ein Busfahrer hat – nach längerem Rechtsstreit durch mehrere Instanzen - vor ein paar Jahren erfolgreich vor Gericht erstritten, bei der Arbeit aus Bequemlichkeitsgründen Rock tragen zu dürfen. Da sein Arbeitgeber kurze Hosen auch bei heißem Wetter verbot, fühlte er sich gegenüber seinen Kolleginnen diskriminiert, die die Beine entsprechend unbedeckt lassen durften. Nun lässt auch er sich im Sommer den Wind um die Beine wehen.